Wo stehen wir mit KI, was sind die Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen#
In den letzten Jahren hat die KI enorme Fortschritte gemacht. Fast jeder kennt jetzt Systeme wie chatGPT oder Dalle. Es ist beeindruckend, wie schnell sich dieser Bereich entwickelt. Wir sind heute in der Lage, nicht nur Text und Bilder sonder auch realistische Videos durch einfache Text Eingaben zu generieren. Das war vor 2 Jahren noch unmöglich.
Die Verschmelzung von Robotik und generativer KI führt zu spannenden Entwicklungen bei humanoiden und intelligenten Robotern, die massive Veränderungen in der Produktion bewirken werden.
Die Entwicklung von immer kleineren, lokalen KI Modellen, die oft als Open Source zur Verfügung stehen, macht Intelligenz überall verfügbar, auch in Produktionsbereiche.
Aus diesen Entwicklungen ergeben sich Möglichkeiten für die Zukunft, die bisher nicht umsetzbar oder denkbar waren.
Klar ist für mich auch: Wir erleben gerade einen Hype um das Thema Gen AI, der zu übertriebenen Erwartungen und auch Ängste führt. Die Diskussion über ein mögliches Ende der Menschheit durch eine Superintelligenz ist ein Beispiel. Natürlich bringen diese Entwicklungen neben den offensichtlichen Möglichkeiten auch viele Risiken mit sich. Dies müssen wir verstehen und als Unternehmen, als Gesellschaft und als Individuum angehen.
Wir sehen auch erste Kommentare, die den Nutzen und das Potential von Generative KI in Frage stelle. Eine finde ich durchaus hilfreiche Entwicklung, die in jedem Hype Cycle erfolgt. Es ermöglicht uns ein realistischeren Blick auf die Nutzung und die Zeithorizonte, um das Potential zu erschliessen.
Daneben haben sich die klassischen KI Technologien in vielen Bereichen etabliert. Beispielsweise in der Qualitätskontrolle mittels Kamera und intelligenter Bilderkennung. Und auch hier gibt es noch viel Potential für weitere und breitere Nutzung.
Welche Herausforderungen sehen wir? Es gibt natürlich Herausforderungen bei der Nutzung von KI auf verschiedenen Ebenen. Lassen sie mich einige aufzeigen
- Die Skalierung von KI Lösungen in Unternehmen: PoC ist einfach - Skalierung schwer
- Integration von KI in bestehende IT-Infrastrukturen
- Sicherstellung von Datenschutz und Sicherheit
- Gewährleistung von Fairness und Vermeidung von Diskriminierung
- Verantwortungsvoller Umgang mit KI-generierten Inhalten
- Umgang mit den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
- Die Nutzung von KI in Waffen und Kriegsführung
- Und natürlich auch die möglichen Auswirkungen einer Superintelligenz
All diese Fragen gibt es zu adressieren.
Wir wird sich das Thema KI weiterentwickeln? Und insbesondere: wie geht es mit den großen Generativen KI Modellen weiter?
Kürzlich war ich auf einer Veranstaltung in Tübingen mit Jan LeCun und Bernhard Schölkopf. Jan LeCun, Chief AI Scientist von Meta und Turing-Preisträger, und Bernhard Schölkopf, Direktor des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, waren sich einig, dass die reine Skalierung von LLMs – also mehr Daten und Rechenleistung – nicht ausreicht, um ein menschenähnliches intelligentes System zu schaffen. Dafür sind neue Ansätze notwendig, an denen beide Wissenschaftler arbeiten.
Auch Bill Gates hat sich vor ein paar Tagen ähnlich geäußert. Er sagt, dass die Skalierung von KI-Systemen noch zwei Iterationen lang funktionieren kann - durch nutzen von Video Daten und immer besseren synthetische Daten. Die nächste große Herausforderung ist dann die, wie er es nennt, Metakognition, bei der KI über ihre Aufgaben nachdenken und die Lösung planen kann.
Daher ist die Frage nach der längerfristigen Zukunft von GPT6 oder 7 und Co noch schwer zu beantworten.
Wir werden in den nächsten 2-3 Jahren noch größere und bessere LLMs Systeme sehen, - GPT5 - durch mehr Daten und Rechenleistung verbunden mit besseren Algorithmen. Aber die Kurve flacht ab. Es gibt einen Preiskampf der Großen Modellanbieter um die Anwender - jeden neue Modell ist besser und billiger als das Alte (OpenAI, Anthropic). Damit wird diese Technologie zu einer Commodity, ähnlich wie der Strom aus der Steckdose. Es kommt auf die Anwendungen an. Dort steckt der Mehrwert. Oft gepaart mit lokalen Daten und Prozessen.
Damit keiner mich falsch versteht: alleine in der Anwendung der heute verfügbaren KI Lösungen und Modelle steckt ein enormes Potential, das uns über die nächsten Jahre beschäftigen wird. Darauf sollten wir uns konzentrieren.
Wie steht es um die Anwendung von KI in Unternehmen#
Die Nutzung von KI in Unternehmen hat sich laut einer Umfrage von McKinsey von 33% in 2023 auf 65% in 2024 verdoppelt. Andere Umfragen z.B. von der Beratungsfirma Bain sehen sogar über 80%. Allerdings fokussieren diese Umfragen meist auf die Großunternehmen. Und hier sind auch die großen Erfolge zu sehen.
7 der 10 am höchsten bewerteten Unternehmen (Market Kapitalisierung) sind KI Unternehmen - davon 6 aus den USA.
Laut Statistischem Bundesamt lag die Nutzung von KI in Deutschland in 2023 bei ca 12%. Bei Großunternehmen bei 35%.
Die neuste Studie des Expertenrats für Innovation und Forschung der Bundesregierung zeigt im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland eine KI Nutzung von 10%. Bei großen Unternehmen immerhin 25% und weitere 39% habe es geplant. Die Kommission hat eine klare Botschaft an die Regierung und die Unternehmen: Die Aufholjagd muss jetzt beginnen
Das ist einer der Gründe, warum die KI-Allianz BW gegründet wurde. Wir müssen unsere Möglichkeiten transparenter machen um sie besser und schneller zu nutzen. Im Bundesland, in Deutschland, in Europa.
Denn das ökonomische Potential ist riesig. Die Beratungsfirma Oliver Wyman zeiht in ihrem Davos Briefing auf: GenAI kann bis zu 20 Billionen US$ zum Globalen BIP hinzufügen bis 2030. Das ist die Größe der Chinesischen Wirtschaft.
Eine Studie von Google mit dem IW Consult zeigt ein Potential von 56 Milliarden Euro – um so viel könnte sich die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe geschätzt durch den Einsatz von generativer KI in den nächsten 10 Jahren in Deutschland erhöhen.
Wir müssen die Adaption und Nutzung von KI in Deutschland beschleunigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Potential für uns zu nutzen.
Was ist zu tun?#
Die erfolgreiche Integration und Nutzung von KI in Unternehmen erfordert eine klare KI Strategie, die im Management verankert und gelebt werden muss.
Dabei geht es um:
- Effizienzsteigerung und Automatisierung
- Identifikation neuer Geschäftsmöglichkeiten
- Kulturwandel und Akzeptanz und Weiterbildung für KI
Thema Automatisierung und Effizienzsteigerung. Ich denke hier ist wichtig zu verstehen, dass wir nicht nur die vorhandenen Prozesse optimieren. Die Frage lautet: wie können Prozesse neu gestaltet werden mit den Möglichkeiten der KI. An welchen Stellen sind Menschen und wo die Maschine sinnvoll. Damit verbunden ist dann auch ein Change Management in der Organisation.
In einem Podcast mit Sasha Lobo hat Andrea Nahles, die Vorstandsvorsitzende des Bundesanstalt für Arbeit, kürzlich gesagt: “KI hat Potential Arbeit überhaupt neu zu definieren. Das Ist bei vielen Unternehmen und Mitarbeitenden noch nicht angekommen“
Sie sagt auch: KI ist schon eine Revolution - kann Schumpeterische Effekte zeigen. Also eine “schöpferischen Zerstörung” in der Wirtschaft, bei dem alte Güter und Produktionsverfahren durch neue ersetzt werden.
Noch wichtiger wird in Zukunft also sein sich mit diesen neuen Möglichkeiten für Produkte und Dienstleistungen zu beschäftigen. Was ist heute (durch die Verfügbarkeit von Intelligenz in fast unbegrenztem Maße) möglich, dass gestern nicht möglich war. Wie sieht dies morgen aus, wenn Intelligenz noch günstiger und besser ist?
Ein gutes Beispiel ist hier die Entwicklung der Robotic und KI. Wenn man sieht, wie schnell Tesla einen humanoiden Roboter entwickelt, oder wenn man sich das Video von Figure1 anschaut, in dem ein humanoider Roboter einem Menschen erklärt, was er gerade getan hat, während er gleichzeitig Müll vom Tisch ab räumt, dem ist klar: Hier entsteht etwas Großes. Die Zusammenführung von Robotic und generativer KI führt dazu, dass Roboter sehen, verstehen und lernen können.
Damit entsteht eine neue Art der Zusammenarbeit mit Menschen.
Und eine neue Art der Programmierung der Roboter, die viel flexibler und schneller ist, als dies in der Vergangenheit möglich war. Allein daraus ergeben sich unzählige Möglichkeiten in der Zukunft.
Wir brauchen gar nicht nach Amerika zu gehen. Es gibt hier um die Ecke in Metzingen die Firma Neura Robotics, die in diesem Feld eine führende Rolle hat. Beispielsweise mit ihrem kognitiven Roboter MAiRA mit integrierter Sicht-, Kraft- und Spracherkennung.
Eine weitere sehr sinnvolle Strategie um die Nutzung von KI im Unternehmen zu steigern und das Innovationspotenzial zu verstehen und zu nutzen ist die Zusammenarbeit mit Startups und Investoren. Genau wie wir es heute hier sehen kann dies aktiv genutzt werden, um Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Startups bringen innovative Lösungen auf den Markt und schaffen dadurch den schnellen Transfer aus der Forschung in die Anwendung. Das Corporate Venturing und Investitionen in spezialisierte Investment Funds geben Unternehmen die Möglichkeit, schneller und bessere Einsichten in die Entwicklungen im Markt zu bekommen. Wir sehen dies bei unserem AI Fund, den ich mit gegründet habe und in dem wir in europäische Ai Startups investieren. Viele unsere LPs sind an einem engen Austausch interessiert, um dadurch das Thema KI auch in ihrem unternehmerischen Umfeld voranzubringen.
Natürlich muss eine solche strategische Zusammenarbeit mit VCs oder Startups ein Teil der Unternehmensstrategie sein. Es wird hier auch Enttäuschungen geben, aber das gehört dazu. Umso wichtiger, dass dies von der Führungsebene klar unterstützt wird.
KI als Führungsaufgabe#
KI ist für Unternehmen also eine kritische Technologie, die den Erfolg von morgen maßgeblich mitbestimmt. Daher ist es eine Führungsaufgabe. Jedes Unternehmen braucht eine KI Strategie als Teil der Unternehmensstrategie. Beides ist nicht voneinander zu trennen. Und es braucht einen Plan, wie das Thema im Unternehmen etabliert wird, wie die Mitarbeitenden mitgenommen werden. Aus- und Weiterbildung spielen eine wichtige Rolle. Das Verstehen und Ausprobieren ist wichtig. Viele Menschen haben noch Angst vor KI und verstehen die Grundlagen nicht. Nur durch Bildung und Aufklärung können wir sicherstellen, dass die breite Akzeptanz und Unterstützung für den Einsatz von KI gewährleistet ist.
Untennehmen wie Otto veranstalten Promptons für die gesamte Führungsmannschaft. Damit wird die Hürde beim Einsatz von GenAI genommen und gemeinsam gelernt, wie diese Tools sinnvoll im Alltagsgeschäft genutzt werden können. Firmen wie die LBBW, DM oder Bosch stellen ihren Mitarbeitenden eigene ChatGPT Lösungen zur Verfügung. Damit ist ein besserer Zugriff auf das Unternehmenswissen möglich, aber vor allem wird die Angst genommen, etwas falschen zu machen.
Selbst die Bundesanstalt für Arbeit geht hier voran. In dem schön erwähnten Interview hat Andrea Nahles auch über das Innovation Lab der BA berichtet. Dort werden neue KI Möglichkeiten gescoutet und überlegt ob dies für die BA interessant sein könnte und wo. Mit 6 Leuten. Das ist sowohl für die Führungsetage ein Ort des Lernens als auch Initiator von neuen KI Projekten im Haus. Dabei soll insbesondere mit deutschen KI Startups gearbeitet werden - Aleph Alpha ist hier eines der ersten. Sehr vorbildlich.
Bedeutung von Weiterbildung und praktischer Anwendung#
Die Erhöhung der Akzeptanz und des Verständnisses für KI ist von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Nutzung von KI in Unternehmen.
Eine permanente Aus- und Weiterbildung im Bereich KI für alle Mitarbeitenden ist ein entscheidender Erfolgsfaktor.
Die Nutzung von KI Tools im Unternehmen sollte pro aktiv betrieben werden?
Man muss nicht gleich soweit gehen wie einige Unternehmen in den USA, die die Nutzung von KI ihren Mitarbeiten sogar vorschreiben.
Mahle hat mit den KI Calls einen weiteren Weg in diese Richtung
Gouvernance und Regulierung von KI#
Damit kommen wir zum letzten Punkt.
Jedes Unternehmen benötigt ein KI-Governance-Framework, das den Einsatz von KI im Unternehmen dokumentiert und regelt. Dies ist wichtig für die interne Kommunikation und die produktive Nutzung von KI. Es definiert, wie wir mit der Technologie umgehen, welche Tools wir verwenden und welche Regeln dafür gelten. Das zahlt auf die eben diskutierte Akzeptanz bei den Mitarbeitenden ein und gibt hier die nötige Klarheit.
Auch für Kunden oder Partner ist es wichtig zu verstehen, wie KI im Unternehmen genutzt wird. Dabei geht es nicht nur um die benutzen Tools. Es geht um Klarheit, welche Werte bei der KI Nutzung berücksichtigt werden, wie mit den Herausforderungen umgegangen wird.
Und nicht zuletzt kommen in den nächsten Jahren immer mehr Regulation ins Spiel, die Unternehmen befolgen müssen.
Der EU AI Act ist sicher die wichtigste Regulierung für alle in der EU tätigen Unternehmen. Es ist unerlässlich sich damit jetzt auseinander zu setzen und zu schauen, was diese Regulation bedeutet. Auch Anwender von KI sind davon betroffen. Auch wenn noch viele nationale Gesetze und Standards fehlen sollen man jetzt beginnen, sich auf den EU AI Act vorzubereiten. Und für international tätige Unternehmen wird die Regulation noch komplexer, da in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedliche Ansätze der KI Regulation existieren .
Handlungsempfehlungen#
Lassen sie mich die wichtigsten Punkte zusammenfassen
- Entwickeln Sie eine umfassende KI-Strategie
- Fördern sie die aktive Nutzung von KI für mehr Effizienz und besonders für neue Produkte und Geschäftsmodelle
- Nutzen sie das Innovationspotential von KI Startups , Investment Funds und Netzwerken
- Investieren Sie in KI Weiterbildung und Kompetenzaufbau
- Etablieren Sie eine KI-Governance Struktur
- Bereiten Sie sich auf kommende Regulierungen vor, insbesondere den EU AI Act